Archiv für den Monat Februar 2015

Bunter Rosenmontag gegen Kagida in Kassel

Am Montag waren wieder einige Genoss*Innen der Linksjugend [’solid]/SDS Basisgruppe Göttingen bei den Gegendemonstrationen gegen Kagida am Start. Diesmal schlossen wir uns der Demonstration der „Casseler autonomen Berufsdemonstrant*Innen e.V.“ an. Die Demonstrierendenanzahl war auf Demo des „Bündnis gegen Rechts“ zwar deutlich höher, aber auch bei uns fanden sich ca. 200 – und damit viermal so viele Menschen wie beim reaktionären Kagida-Aufmarsch – ein. Die verschwindend kleine Anzahl der Rassist*Innen, ist in erster Linie dem vehementen antifaschistischen Widerstand der Genoss*Innen des „Bündnisses gegen Rechts“, welches nun schon seit mehreren Monaten unermüdlich gegen die so genannten „Besorgten Bürger“ von Kagida, ankämpft, zu verdanken.

Während sich die Pegida-Bewegung und ihre Ableger nach außen hin immer wieder auf einen scheinbar europäischen Gedanken berufen, zeigen sie auf ihren Demonstrationen immer wieder ihr wahres Gesicht, das absolut nichts mit den Grundgedanken des Internationalismus oder der Völkerverständigung zu tun hat. Hinter dieser öffentlichkeitswirksamen Maske verbirgt sich ein stumpfer und aggressiver Nationalismus, der mit der Verunglimpfung all derjenigen einhergeht, die von diesem völkisch-nationalen Konstrukt ausgeschlossen werden. Dagegen müssen wir geschlossen vorgehen und klarmachen: Die Zugehörigkeit zu einer Nation ist keine Leistung und nichts worauf man stolz sein sollte. Nationen sind nichts als ein Hirngespinst von Menschen, die sich mit dem Gedanken des solidarischen und gleichwertigen Zusammenlebens von Menschen jenseits jeglicher nationaler oder gedanklicher Grenzen nicht anfreunden können und wollen. Ein interessantes Vorkommnis war im Übrigen die Anwesenheit einer Nationalfahne des Staates Israel, sowohl auf der Seite der Demonstration an der wir uns beteiligten als auch bei der Kagida-Demo.

Die Atmosphäre, war – vielleicht bedingt durch die Tatsache, dass Rosenmontag war und zum Teil entsprechende Karnevalsmusik gespielt wurde – zwar nicht den Vorstelllungen, die man gemeinhin von einer antirassistischen Demo hat entsprechend. Doch begrüßen wir auch diese bunte Art des Widerstandes und freuen uns, wenn eine möglichst breite Menge an Menschen sich gegen Rassismus stellt, ganz gleich ob dieser offen oder unter dem Deckmantel einer vermeintlich „bürgerliche Besorgnis“ daherkommt. Eine weitere Auffälligkeit war die wieder einmal unverhältnismäßig hohe Polizeipräsenz. Nicht nur zahlenmäßig waren die Polizist*Innen der wohl größte Menschenhaufen in dieser Dreidemozone. Sie hatten auch gleich ihre Beweissicherungs- und Festnahme Einheit (BFE) vor Ort, die für ihre massive Brutalität bekannt ist. Mit diesem gewaltigen Aufgebot gelang es ihnen erneut, eine Blockade der Kagida Demo zu verhindern. Somit haben sie wieder einmal deutlich gemacht, dass sie ihren Auftrag das geltende kapitalistische Herrschafts- und Ausbeutungssystem (sowie den strukturellen Rassismus, den es hervorbringt und der seine pervertierte Zuspitzung in solchen Phänomen wie Kagida findet ) zu verteidigen, stets gehorsam ausfüllen, was jedoch nichts sonderlich Neues ist.

Allgemein ist die Stimmung auf der Seite der Polizei an diesem Tag als sehr angespannt und aggressiv zu beurteilen. Bei unserem Versuch von der Demonstration zum Bahnhof zu gelangen, wurden wir nicht nur dazu genötigt, einen unnötig weiten Weg zu laufen, sondern mussten uns auch mehrfach dafür rechtfertigen, dass wir zum Bahnhof gehen wollten. Auch das legt einmal mehr die antisozialistische Gesinnung dieser Institution offen.

Bericht zur Veranstaltung „Ukraine | Zwischen EU-Kapitalismus und russischer Oligarchie“

Die äußerst gut besuchte Veranstaltung (Teile der Besuchermassen mussten sich gar auf den Fensterbänken niederlassen) zeigte einmal mehr, wie kontrovers und aktuell das Thema um den Konflikt in der Ukraine ist. Neben dem medialen Propagandakrieg zwischen West und Ost, dürfte es auch die unmittelbare Erfahrung von Leid und katastrophalen humanitären Bedingungen im Gebiet des Donbass sein, die das Interesse der Besucher*innen weckte.

Indes schien es gerade für eine Gruppe wie der unseren von vornherein schwierig zu sein, eine eindeutige Positionierung im Wirrwarr der Konfliktlinien und Informationsflut vorzunehmen. Im Nachhinein ist es jedoch genau diese Positionierung gewesen, der sich unser Referent Rasmus entziehen wollte, indem er in Form einer dichten Beschreibung seine eigenen persönlichen Erlebnisse während seines Freiwilligendienstes in Donezk die geostrategische Dimension zwischen Ost und West bewusst aussparte, und sich auf die Mikroperspektive, also auf die Schicksale und Alltagswelt der Menschen im Donbass und die angrenzenden Gebieten konzentrierte. Auch die Verantwortlichkeiten für die gesellschaftlichen Verhältnisse dort wurden von ihm erwähnt, insoweit sie ihm durch Vorstudien und Berichte erkennbar geworden waren.

Damit wurden von ihm bewusst verschiedene Perspektiven beleuchtet und gegenüberstellt, sodass die Besucher*innen einen nicht allumfassenden, aber doch neuen Blick auf die Geschehnisse erleben konnten. Die positive Resonanz der spannenden Diskussion im Anschluss an den Vortrag hat gezeigt, das wir unterschiedlichen Menschen in dieser Frage ein sozial akzeptiertes Forum hatten bieten können.

Mit solidarischen Grüßen

Veranstaltungshinweis | UKRAINE | Zwischen EU-Kapitalismus & russischer Oligarchie

Flyer2_Vorderseite

Wann? Mittwoch, 11.02.2015, 19:00 Uhr
Wo? ZHG, Raum 1.142, Uni Göttingen

Unser Genosse Rasmus referiert über seine Erfahrungen in Donezk und die Entwicklungen in der Ukraine anhand von Bild- & Fotomaterial. Anschließend wird eine offene Diskussionsrunde eröffnet