Am Montag waren wieder einige Genoss*Innen der Linksjugend [’solid]/SDS Basisgruppe Göttingen bei den Gegendemonstrationen gegen Kagida am Start. Diesmal schlossen wir uns der Demonstration der „Casseler autonomen Berufsdemonstrant*Innen e.V.“ an. Die Demonstrierendenanzahl war auf Demo des „Bündnis gegen Rechts“ zwar deutlich höher, aber auch bei uns fanden sich ca. 200 – und damit viermal so viele Menschen wie beim reaktionären Kagida-Aufmarsch – ein. Die verschwindend kleine Anzahl der Rassist*Innen, ist in erster Linie dem vehementen antifaschistischen Widerstand der Genoss*Innen des „Bündnisses gegen Rechts“, welches nun schon seit mehreren Monaten unermüdlich gegen die so genannten „Besorgten Bürger“ von Kagida, ankämpft, zu verdanken.
Während sich die Pegida-Bewegung und ihre Ableger nach außen hin immer wieder auf einen scheinbar europäischen Gedanken berufen, zeigen sie auf ihren Demonstrationen immer wieder ihr wahres Gesicht, das absolut nichts mit den Grundgedanken des Internationalismus oder der Völkerverständigung zu tun hat. Hinter dieser öffentlichkeitswirksamen Maske verbirgt sich ein stumpfer und aggressiver Nationalismus, der mit der Verunglimpfung all derjenigen einhergeht, die von diesem völkisch-nationalen Konstrukt ausgeschlossen werden. Dagegen müssen wir geschlossen vorgehen und klarmachen: Die Zugehörigkeit zu einer Nation ist keine Leistung und nichts worauf man stolz sein sollte. Nationen sind nichts als ein Hirngespinst von Menschen, die sich mit dem Gedanken des solidarischen und gleichwertigen Zusammenlebens von Menschen jenseits jeglicher nationaler oder gedanklicher Grenzen nicht anfreunden können und wollen. Ein interessantes Vorkommnis war im Übrigen die Anwesenheit einer Nationalfahne des Staates Israel, sowohl auf der Seite der Demonstration an der wir uns beteiligten als auch bei der Kagida-Demo.
Die Atmosphäre, war – vielleicht bedingt durch die Tatsache, dass Rosenmontag war und zum Teil entsprechende Karnevalsmusik gespielt wurde – zwar nicht den Vorstelllungen, die man gemeinhin von einer antirassistischen Demo hat entsprechend. Doch begrüßen wir auch diese bunte Art des Widerstandes und freuen uns, wenn eine möglichst breite Menge an Menschen sich gegen Rassismus stellt, ganz gleich ob dieser offen oder unter dem Deckmantel einer vermeintlich „bürgerliche Besorgnis“ daherkommt. Eine weitere Auffälligkeit war die wieder einmal unverhältnismäßig hohe Polizeipräsenz. Nicht nur zahlenmäßig waren die Polizist*Innen der wohl größte Menschenhaufen in dieser Dreidemozone. Sie hatten auch gleich ihre Beweissicherungs- und Festnahme Einheit (BFE) vor Ort, die für ihre massive Brutalität bekannt ist. Mit diesem gewaltigen Aufgebot gelang es ihnen erneut, eine Blockade der Kagida Demo zu verhindern. Somit haben sie wieder einmal deutlich gemacht, dass sie ihren Auftrag das geltende kapitalistische Herrschafts- und Ausbeutungssystem (sowie den strukturellen Rassismus, den es hervorbringt und der seine pervertierte Zuspitzung in solchen Phänomen wie Kagida findet ) zu verteidigen, stets gehorsam ausfüllen, was jedoch nichts sonderlich Neues ist.
Allgemein ist die Stimmung auf der Seite der Polizei an diesem Tag als sehr angespannt und aggressiv zu beurteilen. Bei unserem Versuch von der Demonstration zum Bahnhof zu gelangen, wurden wir nicht nur dazu genötigt, einen unnötig weiten Weg zu laufen, sondern mussten uns auch mehrfach dafür rechtfertigen, dass wir zum Bahnhof gehen wollten. Auch das legt einmal mehr die antisozialistische Gesinnung dieser Institution offen.